Sarah Bernhardt, (1864) Felix Nadar, Französische Nationalbibliothek

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Ihr Antlitz ist uns zugewandt, aber sie selbst schenkt uns keine Beachtung. Nachdenklich, melancholisch und leidenschaftlich ist ihr Blick auf ein geheimnisvolles Anderswo fixiert. Sarah Bernhardt scheint hier in einer Theaterszene zu spielen, gequält von einem Liebesdrama, von einem bestimmten, finsteren und großartigen Schicksal aufgezehrt. Aber nichts davon ist der Fall. Die Schauspielerin posiert hier im Pariser Atelier von Felix Nadar, dem brilliantesten französischen Fotografen des 19. Jahrhunderts. Er ist für seine Portraits berühmter Persönlichkeiten seiner Zeit bekannt, unter anderem derjenigen von George Sand, Alexander Dumas, Victor Hugo, Auguste Rodin und Charles Beaudelaire. Mit einem heiteren Naturell versteht es Felix Nadar, die Sympathie seiner Modelle zu wecken und sie dadurch in angenehme, entspannte Stimmung zu versetzen. Es ist ihm daher möglich, sie so zu fotografieren, wie sie sind, in vertrauensvoller Einfachheit, die ihre innere Natur erkennen lässt.

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Die Venus von Brassempouy (25.000 v. Chr.), Nationales Archäologisches Museum

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Edouard Piette ist von Beruf Richter, aber gleichzeitig auch leidenschaftlicher Archäologe. Wenn er nicht im Gerichtssaal steht, ist er, unermüdlich, an einem prähistorischen Ort zu finden. Im Jahr 1894  unternimmt er im Alter von 70 Jahren seine letzte Ausgrabung in Brassempouy, einem Dorf in den Landes. Er war sich dabei wohl nicht bewusst, dass er in der „Grotte du Pape“ (Höhle des Papstes) diejenige entdecken würde, die zu einer Weltikone der paläolithischen Kunst avancieren sollte.

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Mai ’68

Mai 68

Welche Bilder von den Ereignissen im Mai 1968 sind uns im Allgemeinen in Erinnerung? Studenten, die Polizisten die Stirn bieten, fliegende Kopfsteinpflaster und Barrikaden usw. Es wird aber oft vergessen, dass der Studentenaufstand von einer mächtigen Protestbewegung der Arbeiter begleitet wurde, denn am 24. Mai 1968 erklärten sich beinahe 10 Millionen von ihnen zu Streikenden. Daraufhin war ganz Frankreich wie gelähmt! Während sich die Bahnhöfe und Flughäfen leerten, sammelte sich der Müll überall in den Straßen und auf den Plätzen, weil ihn die Müllarbeiter nicht mehr abholten.

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Die Schmiede, Louis Le Nain (um 1640), Le Louvre

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Die Malerei des 17. Jahrhunderts porträtiert gerne das tüchtige Volk, zum Beispiel Bauern und Handwerker. Diese Tradition kommt zuerst in der niederländischen und flämischen Malerei zum Ausdruck, wo wir Schmiede, Schlosser, Weber und Metzger sehen, die sich auf ihre mühevolle Arbeit konzentrieren. (Siehe die Stiche Jan Joris Van Vliet). Die Begeisterung für diese Art der Genre-Malerei verbreitete sich in ganz Europa: In Spanien malte Diego Velasquez um 1630 beispielsweise „La Forge de Vulcain“. In Frankreich sind es vor allem die Brüder Le Nain, die dieses einfache, tägliche Leben der kleinen Leute porträtieren und „La Forge“ ist eines ihrer größten Meisterwerke.

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Der Verrat der Bilder (1928-29), Öl auf Leinwand, 59 x 65 cm, Los Angeles County Kunstmuseum

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Der wohl der berühmteste Satz in der Kunstgeschichte, „Dies ist keine Pfeife“, steht auf dem Bild unter der Zeichnung des Gegenstandes, der doch unserer Wahrnehmung nach eine Pfeife ist. Wie kann Magritte dem widersprechen, was wir vor Augen haben? „Wer könnte die Pfeife meines Gemäldes rauchen?“ fragt der surrealistische Maler und beantwortet sich die Frage selbst: „Niemand. Dann ist es also keine Pfeife „.

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Triumph des Bacchus (1655), Michaelina Wautier, Kunsthistorisches Museum

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Dieser fast nackte Mann in der Mitte der Leinwand zieht alle Blicke auf sich … Und doch hätte er niemals dort sein dürfen, denn bis ins 20. Jahrhundert  war es für eine Frau nicht angebracht, etwas anderes als Porträts uns Stillleben zu malen. Mit der Darstellung dieser mythologischen Szene in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts verstieß die Brüsseler Künstlerin Michaelina Wautier gegen mehr als ein Verbot: Sie griff nicht nur das Historienbild, das edelste Genre, an, sondern malte auch männliche Nacktheit … Was vor ihr noch keine Frau gewagt hatte!

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Muschel, aus der eine Hand herauswächst (1934), Dora Maar

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Dora Maar ist vor allem als Muse und Geliebte von Pablo Picasso bekannt. Der Maler fertigte von ihr mehrere Portraits, unter anderem La Femme qui pleure (1937) an. Hinter jener Beziehung blieb die Künstlerin Dora Maar allerdings meist verborgen, obwohl sie bis heute eine der größten surrealistischen Photograph_innen ist. Nach ihrem Kunststudium widmet sich Dora Maar der Photographie, einer in den 30er Jahren sehr modernen Kunst- und Ausdrucksform, die auch schnell lukrativ für sie war.  Bereits in jungen Jahren fotografiert Dora Maar die Straßen von Paris und zeigt schon früh eine surrealistische „Sensibilität“. Mit ihrer Kamera fängt sie den bizarren, magischen oder absurden Charakter von scheinbar banalen Situationen ein.

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Gargantua, Honoré Daumier

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Im August 1932 wird der Karikaturist Honoré Daumier ins Gefängnis geworfen. Er muss dort sechs Monate absitzen und außerdem 500 Francs Strafe zahlen. Das Regime von König Louis Philippe (1830 – 1848) wirft ihm vor, eine Serie von Karikaturen gegen den Souverän hergestellt zu haben. Die Lithographie Gargantua ist eine davon. Diese Zeichnung war am 16. Dezember 1831 in der Zeitung der republikanischen Opposition, La Caricature, erschienen. Was ist darauf zu sehen ?

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Die Büste « Goethe », Pierre-Jean David, genannt David von Angers

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Unter den seltenen Porträts von Goethe ist dieses dasjenige, das eine breite Textproduktion nach sich zog. Es wurde vom Bildhauer David d’Angers geschaffen, der für seine Porträts großer zeitgenössischer Persönlichkeiten bekannt ist. Fasziniert von der deutschen Romantik machte er Goethe zu seinem absoluten Idol. Vom Wunsch getragen, das Profil Goethes in einer Skulptur zu verewigen, reist der Künstler nach Weimar, wo Goethe seine Bewunderer zu empfangen pflegt. weiterlesen „Die Büste « Goethe », Pierre-Jean David, genannt David von Angers“

Der Knabe mit dem Kreisel (1738), Jean Siméon Chardin

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Im Jahrhundert der Aufklärung erwecken Kinder und ihre Erziehung die Aufmerksamkeit der Philosophen und der Künstler. Jean Siméon Chardin widmet ihnen mehrere Gemälde, darunter auch jenes, welches um 1738 gemalt wurde. Er ist der Erste, welcher mit einem solch ausgeprägten Scharfblick die Psychologie des Kindes und dessen Welt- bestehend aus Fantasie und Sorglosigkeit- erfasst und malt.
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Die Wiege, Berthe Morisot

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Obwohl das impressionistische Talent von Berthe Morisot spät erkannt wurde, wurde es dennoch schon früh von Seiten der Kunstkritik gelobt. „Nichts ist wahrhaftiger und zugleich zärtlicher als diese Mutter, die sich über eine Wiege beugt, in der ein einschlafendes Kind mit zartrosa Wangen durch den blass schimmernden Mousseline sichtbar wird“, so schreibt der Kritiker Jean Prouvaire über „Le Berceau“. Dieses Gemälde, das das berühmteste der Künstlerin ist, wird 1874 im „Salon des Refusés“ ausgestellt, wo die 1. impressionistische Ausstellung stattfindet. Berthe Morisot ist die einzige Frau, die mit der avantgardistischen Künstlergruppe ausstellt. weiterlesen „Die Wiege, Berthe Morisot“

Ernest Pignon – Ernest, Aus der Serie „Epidemien“, Neapel

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Für Ernest Pignon-Ernest ist die Straße nicht nur eine Quelle der Inspiration. Mit ihrem „poetischen, dramatischen und suggestiven Potential“ ist sie auch das Rohmaterial des Kunstwerkes! Als Pionier der Street-Art (1), klebt der aus Nizza stammende Künstler seit vierzig Jahren seine Zeichnungen an die Mauern der ganzen Welt. Die von ihm dargestellten Körper werden oft verherrlicht, oder aber gedemütigt, gepeinigt; sie leiden. Aber „das Kunstwerk ist nicht meine Zeichnung“, erklärt er.  „Dieses entsteht durch die Wirkung derselben am Ort!“ weiterlesen „Ernest Pignon – Ernest, Aus der Serie „Epidemien“, Neapel“

Der Walzer, Camille Claudel

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Als Camille Claudel 1889 mit ihrer Arbeit an dem „Walzer“ beginnt, ist sie Schülerin im Atelier von Rodin. Für den Meister ist sie auch Muse, Mätresse und eine Nacheiferin, wovon sie sich zu befreien träumt, um ihren eigenen Stil durchsetzen zu können. Mythologische Sujets ablehnend, ist sie bestrebt körperliche und seelische Impressionen zum Ausdruck zu bringen. „Der Walzer“ veranschaulicht diese künstlerische Suche. weiterlesen „Der Walzer, Camille Claudel“

Straßencafé auf der Place du Form in Arles, am Abend – Van Gogh

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Als er 1888 nach Arles kam, hatte Van Gogh nur eines im Sinn: den Nachthimmel zu malen, der ihn eindringlich faszinierte. Er hat diesem Sujet drei Gemälde gewidmet (1). Das erste davon trägt den Titel „Straßencafé auf der Place du Forum in Arles, am Abend („Terrasse du Café sur la Place du Forum à Arles, le soir“). Der Maler ist der Straße zugewandt, sodass er sie in ihrer Tiefe überblickt. Auf diese Art kann er das Bild um einige Elemente anreichern, darunter das Straßencafé, das von einer Gaslampe mit Licht durchflutet wird.

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Das Denkmal für Balzac – Auguste Rodin

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1891 beschließt die „Société des Gens de Lettres“* den Autor der „Comédie humaine“ ** zu ehren und ihm ein Denkmal zu setzen. Rodin, der zu dieser Zeit noch weitgehend unbekannt ist, wird dennoch dazu auserwählt eine Statue anzufertigen, die im Palais Royal aufgestellt werden soll. Für die Arbeit an diesem Werk wird er all seine Kräfte freisetzen und seine ausgeprägte Hartnäckigkeit an den Tag legen. Welch eine Herausforderung…. in der Tat! Honoré de Balzac war eine große Persönlichkeit, deren körperliche Dimensionen nur von jenen seines Ansehens erreicht werden konnten. Darüber hinaus ist es Rodin gewohnt mit lebenden Modellen zu arbeiten. Balzac ist jedoch schon seit vierzig Jahren tot! weiterlesen „Das Denkmal für Balzac – Auguste Rodin“

Im Salon in der Rue des Moulins – Henri de Toulouse-Lautrec

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Seit den 1890er-Jahren galt das Interesse von Henri de Toulouse-Lautrec dem Pariser Universum der Zerstreuungen: den Cafès, den Theatern, dem Zirkus, den Pferderennbahnen. Auch Szenen aus den Freudenhäusern wird der Künstler malen. Mit Ausnahme von zwei oder drei anzüglichen Bildern lehnt der aus Albi gebürtige Maler es jedoch ab, Prostituierte in obszönen, vulgären Darstellungen zu zeigen. weiterlesen „Im Salon in der Rue des Moulins – Henri de Toulouse-Lautrec“

Die Freiheit führt das Volk – Eugène Delacroix

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„Die Freiheit führt das Volk“, ist ein mythisches Werk, welches im Jahr 1831 von Eugène Delacroix geschaffen wurde und eine Ikone der triumphierenden Republik darstellt. Viele Betrachter meinen im Übrigen, auf dem Gemälde eine Szene der Französischen Revolution erkennen zu können. Man schreibt jedoch das Jahr 1830 und Schauplatz ist ein Straßenkampf auf einer Barrikade in Paris. weiterlesen „Die Freiheit führt das Volk – Eugène Delacroix“