Sarah Bernhardt, (1864) Felix Nadar, Französische Nationalbibliothek

sarah bernhardt

Ihr Antlitz ist uns zugewandt, aber sie selbst schenkt uns keine Beachtung. Nachdenklich, melancholisch und leidenschaftlich ist ihr Blick auf ein geheimnisvolles Anderswo fixiert. Sarah Bernhardt scheint hier in einer Theaterszene zu spielen, gequält von einem Liebesdrama, von einem bestimmten, finsteren und großartigen Schicksal aufgezehrt. Aber nichts davon ist der Fall. Die Schauspielerin posiert hier im Pariser Atelier von Felix Nadar, dem brilliantesten französischen Fotografen des 19. Jahrhunderts. Er ist für seine Portraits berühmter Persönlichkeiten seiner Zeit bekannt, unter anderem derjenigen von George Sand, Alexander Dumas, Victor Hugo, Auguste Rodin und Charles Beaudelaire. Mit einem heiteren Naturell versteht es Felix Nadar, die Sympathie seiner Modelle zu wecken und sie dadurch in angenehme, entspannte Stimmung zu versetzen. Es ist ihm daher möglich, sie so zu fotografieren, wie sie sind, in vertrauensvoller Einfachheit, die ihre innere Natur erkennen lässt.

weiterlesen „Sarah Bernhardt, (1864) Felix Nadar, Französische Nationalbibliothek“

Mai ’68

Mai 68

Welche Bilder von den Ereignissen im Mai 1968 sind uns im Allgemeinen in Erinnerung? Studenten, die Polizisten die Stirn bieten, fliegende Kopfsteinpflaster und Barrikaden usw. Es wird aber oft vergessen, dass der Studentenaufstand von einer mächtigen Protestbewegung der Arbeiter begleitet wurde, denn am 24. Mai 1968 erklärten sich beinahe 10 Millionen von ihnen zu Streikenden. Daraufhin war ganz Frankreich wie gelähmt! Während sich die Bahnhöfe und Flughäfen leerten, sammelte sich der Müll überall in den Straßen und auf den Plätzen, weil ihn die Müllarbeiter nicht mehr abholten.

weiterlesen „Mai ’68“

Muschel, aus der eine Hand herauswächst (1934), Dora Maar

Dora Maar Untitled (Hand Shell)

Dora Maar ist vor allem als Muse und Geliebte von Pablo Picasso bekannt. Der Maler fertigte von ihr mehrere Portraits, unter anderem La Femme qui pleure (1937) an. Hinter jener Beziehung blieb die Künstlerin Dora Maar allerdings meist verborgen, obwohl sie bis heute eine der größten surrealistischen Photograph_innen ist. Nach ihrem Kunststudium widmet sich Dora Maar der Photographie, einer in den 30er Jahren sehr modernen Kunst- und Ausdrucksform, die auch schnell lukrativ für sie war.  Bereits in jungen Jahren fotografiert Dora Maar die Straßen von Paris und zeigt schon früh eine surrealistische „Sensibilität“. Mit ihrer Kamera fängt sie den bizarren, magischen oder absurden Charakter von scheinbar banalen Situationen ein.

weiterlesen „Muschel, aus der eine Hand herauswächst (1934), Dora Maar“

Ernest Pignon – Ernest, Aus der Serie „Epidemien“, Neapel

W18141NaplesEpidemieHD

Für Ernest Pignon-Ernest ist die Straße nicht nur eine Quelle der Inspiration. Mit ihrem „poetischen, dramatischen und suggestiven Potential“ ist sie auch das Rohmaterial des Kunstwerkes! Als Pionier der Street-Art (1), klebt der aus Nizza stammende Künstler seit vierzig Jahren seine Zeichnungen an die Mauern der ganzen Welt. Die von ihm dargestellten Körper werden oft verherrlicht, oder aber gedemütigt, gepeinigt; sie leiden. Aber „das Kunstwerk ist nicht meine Zeichnung“, erklärt er.  „Dieses entsteht durch die Wirkung derselben am Ort!“ weiterlesen „Ernest Pignon – Ernest, Aus der Serie „Epidemien“, Neapel“