
Ihr Antlitz ist uns zugewandt, aber sie selbst schenkt uns keine Beachtung. Nachdenklich, melancholisch und leidenschaftlich ist ihr Blick auf ein geheimnisvolles Anderswo fixiert. Sarah Bernhardt scheint hier in einer Theaterszene zu spielen, gequält von einem Liebesdrama, von einem bestimmten, finsteren und großartigen Schicksal aufgezehrt. Aber nichts davon ist der Fall. Die Schauspielerin posiert hier im Pariser Atelier von Felix Nadar, dem brilliantesten französischen Fotografen des 19. Jahrhunderts. Er ist für seine Portraits berühmter Persönlichkeiten seiner Zeit bekannt, unter anderem derjenigen von George Sand, Alexander Dumas, Victor Hugo, Auguste Rodin und Charles Beaudelaire. Mit einem heiteren Naturell versteht es Felix Nadar, die Sympathie seiner Modelle zu wecken und sie dadurch in angenehme, entspannte Stimmung zu versetzen. Es ist ihm daher möglich, sie so zu fotografieren, wie sie sind, in vertrauensvoller Einfachheit, die ihre innere Natur erkennen lässt.
weiterlesen „Sarah Bernhardt, (1864) Felix Nadar, Französische Nationalbibliothek“