Die Schmiede, Louis Le Nain (um 1640), Le Louvre

Die Malerei des 17. Jahrhunderts porträtiert gerne das tüchtige Volk, zum Beispiel Bauern und Handwerker. Diese Tradition kommt zuerst in der niederländischen und flämischen Malerei zum Ausdruck, wo wir Schmiede, Schlosser, Weber und Metzger sehen, die sich auf ihre mühevolle Arbeit konzentrieren. (Siehe die Stiche Jan Joris Van Vliet). Die Begeisterung für diese Art der Genre-Malerei verbreitete sich in ganz Europa: In Spanien malte Diego Velasquez um 1630 beispielsweise „La Forge de Vulcain“. In Frankreich sind es vor allem die Brüder Le Nain, die dieses einfache, tägliche Leben der kleinen Leute porträtieren und „La Forge“ ist eines ihrer größten Meisterwerke.

Auf dem Bild befinden wir uns in einer Hufschmiedewerkstatt. Eher dunkel rahmen die Ränder des Gemäldes den glühenden Schmiedekamin ein, der diese Innenszene zum Leben erweckt. Es gibt viele Darstellungen von Schmiedewerkstätten zu dieser Zeit und alle verwenden eine bestimmte, eingeschränkte Farbpalette, die von Rot und Gelb dominiert wird. Wo sich die Brüder Le Nain allerdings von den anderen unterscheiden, ist ihre Virtuosität beim genauen, wahrhaftigen Malen der Lichteffekte des Feuers in dieser Szene. Betrachten Sie den Schmied und die Frau und würdigen Sie den warmen Abdruck des Schmiedefeuers und die subtile Wiedergabe der Schattenflecken auf ihren Gesichtern. Beachten Sie auch den Widerschein ihrer Kleider: Auf dem Hemd des Schmiedes wird der Feuerschein von Rot in Orange verwandelt. Auf dem Brustteil der Frau scheint der weiße Stoff gelegentlich rot.  Um die Beherrschung des Helldunkels durch die Brüder Le Nain zu beurteilen, vergleichen Sie „La Forge“ mit den Werken „L’interieur de forgeron“ von Cornelis Gerritsz (1644) oder Gabriel Metsu (1657).

Die außergewöhnliche Bedeutung der Gebrüder Le Nain, deren Werkstatt sich in Paris befand, liegt vor allem in der Auswahl der Sujets. Zwar porträtieren niederländische Künstler auch gerne die in der glühenden Hitze stattfindenden Tätigkeiten in einer Schmiede. Aber in „La Forge“  ist es die Menschlichkeit der Themen, die im Vordergrund steht. Nichts scheint hier die Ruhe stören zu können, die die Charaktere von „La Forge“  bewohnt. Der Blick des alten Mannes, der rechts, etwas außerhalb der Bildkomposition sitzt, ist nachdenklich, als ob er sich in die Betrachtung seines eigenen Innenlebens verirrt hätte. Der Schmied selbst scheint von seinem Ofen abgelenkt worden zu sein, gleichsam jedoch eine Hand an seinem zu schmiedenden Stück haltend. Er wendet sich davon ab und fixiert den Betrachter, als hätte dieser sich ihm vorgestellt. Sein Blick strahlt Geschick aus. Zu seiner Seite hält eine Frau ihre Unterarme in einer Haltung wohlwollender Demut. Ungestört vom Knistern des Schmiedefeuers herrscht hier Stille vor und die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Eine Stille, die uns in die Tiefen dieser Wesen eintreten und über das Geheimnis ihrer Gedanken meditieren lässt.

Die Brüder Le Nain wurden oft als „Maler armer Menschen“ bezeichnet. Ist jedoch Armut das wichtigste Merkmal in diesem Bild? Ohne jemals die Menschlichkeit ihrer Charaktere zu erzwingen zeigen uns diese Künstler vielmehr authentische, ehrliche Wesen von guter Natur. Eine Gutmütigkeit, die zwar von „trauriger Melancholie“ begleitet ist, die aber eher zu Feinfühligkeit und Empathie anregt als Mitleid hervorruft. Ohne Zweifel deshalb, weil ein Leben in harter Arbeit, auch wenn es von Armut gekennzeichnet ist, dem Menschen immer seine Würde verleiht.

Aus dem Französischen von Anita Klinglmair

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